Imaginationsübungen werden im ambulanten und klinischen Bereich therapeutisch besonders bei früh und komplex traumatisierten Menschen eingesetzt und vermittelt, so daß man sie dann auch allein zu Hause üben kann. Von Luise Reddemann gibt es auch zusätzlich eine Audio-CD mit einigen Imaginationsbungen für zu Hause oder wo auch immer.

Es gibt zwei therapeutische Konzepte mit imaginativen Techniken, die einiges gemeinsam haben und zwar die Psychodynamisch imaginative Traumatherapie (PITT) von Luise Reddemann, die im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld eingesetzt wird und die Imaginative traumazentrierte Psychotherapie von Ulrich Sachsse, die er im Niedersächsischen Landeskrankenhaus Göttingen einsetzt. Teilweise haben beide diesbezüglich gemeinsam gearbeitet, haben aber jetzt jeweils ihre eigenen Konzepte.

Die Imaginationsübungen dienen der Stabilisierung und Selbstberuhigung und sollen dem Grauen durch Flash-Backs und Intrusionen sowie den Traumata an sich etwas entegensetzen, damit man sich etwas Gutes tun kann. Auch dienen die Übungen der Vorbereitung auf Traumaexpositionstechniken und teilweise werden sie auch genau dafür verwendet, nämlich in Form der Bildschirm- und der Beobachtertechnik. Auf dieser Seite soll es aber mehr um die Übungen gehen, die man auch selbst zu Hause üben kann, teilweise auch mithilfe der CD "Imagination als heilsame Kraft" von Luise Reddemann.

Die Imaginationsübungen werden besonders eingesetzt bei Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörungen, als solche ja auch die Borderline-Persönlichkeitsstörung oft gesehen wird sowie bei der Dissoziativen Identitätsstörung. Sie sind gedacht für früh und komplex traumatisierte Menschen, die nicht unvorbereitet ihre Traumatisierungen verarbeiten können. Manche dieser Betroffenen sind gar nicht oder lange nicht zur Traumaexposition fähig, auch für sie sind die Übungen hilfreich. Die Übungen folgen weniger einem sturen Schema, sie können variabel und individuell gestaltet werden mit oder von den Betroffenen. So kann beispielsweise auf die jeweils anderen Persönlichkeiten bei multiplen Persönlichkeiten eingegangen werden. So haben Multiple ja an sich immer mehrere innere Kinder und nicht das eine innere Kind wie andere Menschen. Oder die innere Konferenz kann an das individuelle System von Multiplen angepaßt werden und so zu einer besseren Kommunikation der einzelnen Persönlichkeiten untereinander verhelfen.

Hier wollen wir nun einige Übungen vorstellen und zitieren dabei teilweise Luise Reddemann und Ulrich Sachsse (Reddemann und Sachsse, Stabilisierung, in Persönlichkeitsstörungen, 1997, 3:113-147) und aus dem Buch Imagination als heilsame Kraft von Luise Reddemann. Wir ergänzen noch einiges für Multiple Persönlichkeiten. :

Wohlfühlort oder innerer sicherer Ort

Der innere sichere Ort soll die Erfahrung von absoluter Sicherheit und Geborgenheit vermitteln (Reddemann und Sachsse, 1997). Gerade früh und komplex traumatiserte Menschen wurden in ihrer Sicherheit wesentlich beeinträchtigt, ja geradezu herausgerissen- wenn sie diese jemals erlebt haben. Auch emotionale Vernachlässigung oder gar emotionale Deprivation kann erheblich dazu beitragen. Da aber viele Betroffene sich einen solchen sicheren Ort nicht vorstellen können, verwendet Luise Reddemann inzwischen den Begriff Wohlfühlort, der auch für uns angenehmer ist. Nebenbeibemerkt, der Name Blumenwiesen unserer Homepage hat für uns auch unter anderem die Bedeutung eines Wohlfühlortes. Und das bereits zu einem Zeitpunkt, als wir noch nicht wußten, daß es diese Imaginationsübung oder überhaupt Imaginationsübungen gibt. Wir haben uns auch als Kinder früher wohl gerne auf realen Blumenwiesen aufgehalten.

Man kann sich seinen Wohlfühlort frei wählen, auch ob er auf der Erde ist oder ob er außerhalb ist, auf einem anderen Planeten. Manche können sich einen solchen Platz auf der Erde nicht vorstellen. Wichtig ist, daß man sich nicht andere Menschen dazuholt, die man kennt, denn dieser Ort soll nur gut sein und Menschen sind nie nur gut, aber man kann sich hilfreiche Wesen z.B. aus Märchen und Mythen dazuholen. Luise Reddemann empfiehlt auf ihrer CD am Ende der Übung, sich einen Anker zu wählen, eine Geste, die man innerlich mit dem Wohlfühlort verbindet und diese solle man dann immer, wenn mann an den Wohlfühlort denkt ausführen, damit man auch, wenn man diese Geste macht leichter an seinen Wohlfühlort kommt.

Entspannungsinduktion.-"Ich bitte Sie jetzt, daß Sie in Ihrem Inneren schauen nach einem sicheren Ort, an dem Sie sich ganz wohl fühlen und den nur Sie allein betreten können. Vielleicht sehen Sie Bilder, vielleicht spüren Sie etwas, vielleicht denken Sie zunächst auch nur an einen solchen Ort. Lassen Sie auftauchen, was immer auftaucht, und nehmen Sie es an"

Wenn unangenehme Bilder kommen empfiehlt es sich weiterzugehen, jede bzw. jeder kann einen solchen nur guten Ort für sich finden, wo man sich vollkommen wohl fühlt. Manchmal ist der Ort so weit weg, daß man nicht weiß, wie man dort hingelangen kann, dann sind Hilfsmittel wie ein Boot oder ein Flugzeug oder ein Zauberstab erlaubt.

"Sagen Sie mir bitte bescheid, wenn Sie das Gefühl haben, daß Sie jetzt an Ihren sicheren Ort sind. Wenn Sie möchten können Sie mir jetzt Ihren sicheren Ort beschreiben. Wenn es Ihnen lieber ist, mir nichts darüber zu sagen, ist das für mich in Ordnung. Bitte prüfen Sie, ob Sie sich dort wirklich ganz und gar wohl, sicher und geborgen fühlen. Schauen Sie nach, ob Sie es sich sich dort wirklich bequem machen können. Es ist wichtig, daß Sie sich vollkommen wohl, sicher und geborgen fühlen. Richten Sie sich Ihren sicheren Ort also bitte so ein, daß dies möglich ist."

"Spüren Sie jetzt bitte ganz genau, wie es Ihrem Körper damit geht, an diesem inneren sicheren Ort zu sein. Was sehen Sie ? Was hören Sie ? Was riechen Sie ? Was spüren Sie auf der Haut ? Wie geht es Ihren Muskeln ? Wie ist die Atmung ? Wie geht es Ihrem Bauch ? Nehmen Sie das bitte so genau wie möglich wahr, damit Sie wissen, wie es sich anfühlt, am diesem Ort zu sein...Verabreden Sie jetzt mit sich ein Zeichen, mit dessen Hilfe Sie jederzeit an den sicheren Ort gehen können. Sie können zum Beispiel eine Faust machen oder sich die Hände geben. Immer wenn Sie diese Geste machen werden, können Sie an den sicheren Ort gehen, wenn Sie es möchten. Führen Sie diese Gestik bitte jetzt aus, damit Ihr Körper sich erinnert. Die Gestik kann so sein, daß ich sie bemerken kann, aber auch so, daß nur Sie sie kennen...Spüren Sie bitte noch einmal, wie gut es Ihnen jetzt an diesem sicheren Ort geht, und kommen Sie dann bitte wieder zurück in mein Behandlungszimmer." (Reddemann und Sachsse, 1997)

Man kann so auch sein inneres Kind oder die inneren Kinder an den Wohlfühlort oder sicheren Ort bringen, z.B. vor schwierigen Begegnungen, die das Kind oder die Kinder nicht mitbekommen sollen. Wichtig ist dabei, daß man das Kind oder die Kinder zu späterem Zeitpunkt nach der schwierigen Situation wieder zurückholt. Wenn man für sich selbst die Übung macht, dann nimmt man ja auch anschließend wieder Kontakt mit der Umgebung auf.

Die inneren Helfer

Die inneren Helfer sind Repräsentanzen guter innerer Objekte (Reddemann u. Sachsse, 1997). Bei Multiplen Persönlichekeiten, also Menschen mit einer Dissoziativen Identitätsstörung gibt es auch solche Inneren Helfer im System. Diese können sich jedoch recht unterschiedlich verhalten. Bei dieser Übung geht es um innere Helfer, die Trost und Halt vermitteln. Diese können Märchenfiguren sein oder auch der persönliche Schutzengel. Wichtig ist, es müssen nur gute innere Helfer sein.

Entspannungsinduktion.- "Ich möchte Sie jetzt bitten, daß Sie sich mit einem Teil in Ihnen in Verbindung setzen, den man innere Weisheit oder den inneren Arzt nennen kann, den Teil in Ihnen, der weise ist...Bitten Sie jetzt Ihre innere Weisheit, Sie in Kontakt zu bringen mit einem oder mehreren hilfreichen Wesen. Seien Sie offen für alle Wahrnehmungen, sei es, daß Sie etwas sehen oder die Präsenz der hilfreichen Wesen spüren oder sie hören. Nehmen Sie mit Ihren Sinnen wahr, was Ihnen Ihre innere Weisheit zeigen will..."Wenigstens eine Minute Zeit lassen, dann :"Möchten Sie mir etwas über Ihre Helfer erzählen ?...Welche Frage möchten Sie den Helfern jetzt vorlegen ?...Stellen Sie die Frage so genau wie möglich, bitten Sie um Hilfe für Ihr Problem, und seien Sie offen für jede Antwort, die Ihnen gegeben wird, bewerten Sie nicht..." Genügend Zeit geben. "Bedanken Sie sich bei den Helfern für deren Hilfe, und bedanken Sie sich bei Ihrer inneren Weisheit, und kommen Sie dann bitte wieder zurück in mein Behandlungszimmer mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit." Manchmal sind die Antworten der Helfer direkt, manchmal gibt es verschlüsselte, symbolische Antworten, wo wir gegebenenfalls Übersetzungshilfe leisten müssen wie beim Traum. Manchmal sind die Antworten weder für die PatientInnen noch für die Therapeutinnen ganz verständlich, und es ist notwendig, Geduld zu haben. (Reddemann u. Sachsse, 1997)

Beim ersten Üben tauchen oft "böse" Gestalten auf. Wir erklären dann, daß die PatientInnen das Recht haben alle ungebetenen Gäste wegzuschicken, gegebenenfalls hinauszuwerfen, deutlich zu machen :"Ich will jetzt nur hilfreichen Wesen begegnen, um euch andere kümmere ich mich später." (Reddemann u. Sachsse, 1997).

Weitere Übungen folgen in der nächsten Zeit, wir bitten um ein wenig Geduld. Danke.

Erdenhelferin     www.wivica.de

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Luise Reddemann hat zwei wunderbare Audio-Cd's herausgebracht, die wir dir wärmstens empfehlen möchten. Wir benutzen sie selbst gerne und finden sie zur Selbsthilfe für zu Hause oder wo auch immer sehr hilfreich. Auf zwei Unterseiten haben wir jeweils die Inhaltsverzeichnisse der beiden CD's veröffentlicht.

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Zuflucht Wohlfühl-Oase

Imaginative traumazentrierte Psychotherapie Psychodynamisch imaginative Traumatherapie (PITT)

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Monika Kreusel

Zuletzt aktualisiert am 23.01.2007

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