Niemand lernt gerne, und dazu in allen Lebensbereichen, neues Verhalten, das das bislang Gelernte ersetzt. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, egal ob mit oder ohne Störung", so die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und DBT-Therapeutin Reka Markus (LVR-Klinik Köln). Auch das Gehirn muss dafür neu lernen, eingefahrene und ggf. dysfunktionale Muster aufgeben und durch neue ersetzen. Das ist mit viel Arbeit und langfristigem konsequentem Trainieren verbunden. Es reicht nicht zu sagen "Nun benehme dich endlich mal anders!" oder "Das ist was aus der Vergangenheit, heute kannst du dich ja anders verhalten..." Wenn das mal so einfach wäre. Ist es aber nicht.

Werden ganz praktisch neue Fertigkeiten gelernt, lernt auch das Gehirn mit, sofern das Lernen konstant bleibt über lange Zeit. So können im Gehirn neue Verbindungen hergestellt werden und so auch bewirken, dass Patientinnen und Patienten durch die Dialektisch Behaviorale Therapie neue wirksame Methoden erlernen, effektiv mit Hochspannungssituationen umzugehen, ohne sich wie bislang selbst zu schaden oder mit heftiger Wut zu reagieren. Auch werden sie langfristig emotional stabiler und innerlich gefestigter.

Nein, es geht hierbei nicht um eine Art Hochleistungssport, bei der man anschließend völlig erschöpft in sein Bett fällt. Das Wesentliche an der Dialekitsch Behavioralen Therapie, daher auch ihr Name ist die Balance zwischen Akzeptanz und Veränderung. Das zeichnet sich auch in den Fertigkeiten und konkreten Skills ab. Ebenso von Bedeutung wie Anstrengung und Konsequenz sind auch Entspannung, freundliche und wohlwollende Selbstfürsorge, das Schaffen positiver Erfahrungen oder auch positive Sätze. Beides zusammen bewirkt nachweislich die Erfolge der DBT und schafft langfristig eine höhere emotionale Stabilität, den Abbau anhaltender unerträgliche Hochspannungszustände. Dadurch, dass das Gehirn plastisch ist, kann es sich aus neuen praktischen Erfahrungen und Neugelerntem immer wieder neu weiterentwickeln und neue interne Verbindungen herstellen, es ist eben nicht statisch.

Die Dialektisch Behaviorale Therapie ist für Menschen konzipiert worden, die unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden und genau auf sie zugeschnitten. Jedoch kann jeder Mensch an sich von diesen Fertigkeiten profitieren und sich weiterentwickeln. Menschen, die unter einer Persölichkeitsstörung leiden, fällt es jedoch schwerer, neues Verhalten langfristig erfolgreich zu lernen und dafür müssen sie sich auch mehr anstrengen.