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Dialektisch Behaviorale Therapie: Telefonkontakte
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Einen festen Bestandteil der DBT stellt die telefonische Beratung der Patientinnen dar.
Mit den Telefonkontakten soll beispielsweise selbstverletzendem Verhalten entgegengewirkt werden:
Aus mehreren Gründen ist die telefonische Beratung zwischen den psychotherapeutischen Sitzungen durch den niedergelassenen Einzeltherapeuten ein wichtiger Bestandteil der DBT. Erstens fällt es vielen suizidalen und Borderline-Patienten außerordentlich schwer, effektiv um Hilfe zu bitten. Bei einigen liegt es daran, daß sie sich fürchten oder schämen oder der Überzeugung sind, sie verdienten keine Unterstützung bzw. ihre Bedürfnisse seien unberechtigt. Diese Patientinnen greifen stattdessen häufig auf parasuizidale Verhaltensweisen zurück, die als Hilfeschrei dienen. Andere wiederum haben keine Schwierigkeiten um Hilfe zu bitten; sie tun dies jedoch auf so fordernde oder rücksichtslose Art und Weise, daß sich die Angesprochenen manipuliert fühlen. Diese dysfunktionalen Verhaltensweisen sollen mithilfe der telefonischen Beratungen verändert werden. Zweitens benötigen die Patientinnen häufig Hilfestellung bei der Anwendung der der erlernten DBT-Fertigkeiten im alltäglichen Leben. Gerade suizidale Patientinnen brauchen meist mehr therapeutischen Kontakt als in einer wöchentlichen Einzel- und speziell Gruppensitzung zur Verfügung steht; dies trifft besonders in Krisensituationen zu, die sie ohne Hilfe nicht bewältigen können. Ein Anruf kann der Patientin dabei helfen, die erworbenen Fertigkeiten erfolgreich auf alltägliche Situationen zu generalisieren. Durch telefonische Kontakte hat die Patientin drittens die Möglichkeit, nach einem Konflikt oder einem Mißverständnis die therapeutische Bezihung wieder zu klären, ohne bis zur nächsten Sitzung warten zu müssen. (Marsha Linehan, 1996, S. 77)
Zu Beginn der Therapie vereinbaren die Patientin und der Therapie, in welchen Situationen und unter welchen Bedingungen solche Telfonkontakte möglich und sinnvoll sind. Dabei sollte der Therapeut oder ein Kollege aus dem therapeutischen Netzwerk im Rahmen seiner persönlichen Grenzen rund um die Uhr erreichbar sein. Das ereint sicher vielen Therapeuten erst einmal kaum durchführbar, jedoch wird diese Möglichkeit von Borderline-Patientinnen nicht sehr oft genutzt. Es ist eher so, daß Patientinnen dazu ermutigt werden müssen, damit sie diese Hilfe in Anspruch nehmen können.
Am Telfon findet keine Therapie statt, vielmehr wird in Krisensituationen besprochen, welche Skills jetzt sinnvoll und erfolgreich eingesetzt werden können. Das läuft etwa folgendermaßen ab:
"Gut, daß Sie mich anrufen, ich habe auch ca. 10 min. Zeit. Was ist das aktuelle Problem? Was genau ist passiert? Wie hoch ist die Spannung? Können Sie Streßtoleranzskills anwenden? Was ist die führende Emotion? Was würden Sie am liebsten tun? Macht das Sinn? Wie können Sie das Problem anderweitig lösen?" (Martin Bohus, 2002, S. 97)
Telefonkontakte können auch sinnvoll sein zur Belohnung nach schwierigen Veränderungsschritten. Wenn also beispielsweise eine Beziehung geklärt werden muß und erste Schritte in diese Richtung unternommen wurden.
Es kommt oft auch vor, daß die Telefonkontakte notwendig werden, um die therapeutische Beziehung zu klären, wenn eine Patientin beispielsweise aufgrund einer vielleicht mißverständlichen Äußerung des Therapeuten außer sich geraten ist. Damit sich die Patientin nicht bis zur nächsten Stunde oder die nächsten Tage damit quälen muß, werden auch für diesen Zweck telefonische Kontakte ermöglicht.
Literatur:
Bohus, Martin; Borderline-Störung, 2002, Hogrefe
Linehan, Marsha; Dialektisch Behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, 1996, CIP-Medien
Sendera, Alice u. Martina, skills-training bei borderline- und posttraumatischer belastungsstörung, 2005, Springer Wien New York
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