Das Scheitern an der Dialektik ~ Wenn Gegensätze nicht zusammenfinden: Borderline-Persönlichkeitsstörung ~ Monika Kreusel ~ www.blumenwiesen.org

Das Scheitern an der Dialektik ~ Wenn Gegensätze nicht zusammenfinden: Borderline-Persönlichkeitsstörung ~ Monika Kreusel ~ www.blumenwiesen.org

Wenn Gegensätze nicht zusammenfinden, bleibt ein "entweder-oder", "richtig-oder-falsch" oder auch "gut-oder-böse". Ein Hin- und Hergerissensein zwischen zwei Standpunkten.

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung neigen nicht nur Gegensätzen zwischen Idealisierung und Entwertung in Beziehungen. Sondern sie schwanken häufig zwischen für sie unvereinbaren Standpunkten hin und her und sind unfähig zu einer Synthese der zwei Positionen zu gelangen (Marsha Linehan, 1996a, S. 27).

Sie denken in entgegengesetzten Kategorien wie beipielsweise "entweder-oder", "alles-oder-nichts" oder 'richtig-oder-falsch' sowie 'gut-oder-böse', 'Freund-oder-Feind'. Eine Synthese zu 'sowohl-als-auch' oder 'alles zugleich' ist schwer für sie.

Dieses Muster der Spaltung und des dichotomen Denkens wird in der Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT) als Scheitern an der Dialektik betrachtet (Marsha Linehan, 1996a, S. 27). Es hilft wenig, offen genervt oder verärgert zu reagieren, wenn eine Betroffene zwei für sie gegensätzliche Positionen nicht zusammenbringen kann. Das dichotome Denken bzw. die Spaltung schaffen Ordnung und Sicherheit, sorgen für klare Verhältnisse (Birger Dulz u. Angela Schneider, 2004. S. 35). Aus psychodynamischer Sicht ist die Spaltung die Folge eines unlösbaren Konflikts zwischen intensiven negativen und positiven Emotionen (Marsha Linehan, 1996a, S. 27).

Jenseits von Richtig und Falsch liegt ein Ort, dort treffen wir uns. Rumi (1207-1273)

Durch formale unpersönliche Logik jedoch lässt sich dieser Konflikt nicht überwinden (Marsha Linehan, 1996a, S. 26. Während es für die Betroffenen ausschließlich These oder Antithese für eine Position gibt, so vermittelt die Dialektisch Behaviorale Therapie die Synthese von These und Antithese, die in der Therapie persönlich erlebar gemacht wird.

    Die Wahrheit ist demnach weder absolut noch relativ, sondern wird mit der Zeit immer wieder neu geschaffen; sie entwickelt und verändert sich weiter. Vom dialektischen Standpunkt gesehen hat nichts aus sich selbst heraus Gültigkeit, es gibt kein Wissen ohne Beziehung zu anderem Wissen. Der Grundsatz des dialektischen Ansatzes besteht darin, nichts als endgültige Wahrheit oder unbezweifelbare Tatsache zu akzeptieren. Die Frage, die sich Patientin und Therapeut stellen, ist also: "Was ist es, das wir bisher noch nicht verstehen?" (Marsha Linehan, 1996a, S. 27)

Die dialektische Betrachtungsweise in der DBT ist es, die den Patientinnen hilft, für ihre inneren Gegensätze, gemeinsam mit ihren Therapeuten eine gemeinsame Ebene zu finden. Dabei geht es um die Synthese von Akzeptanz und Veränderung.


Dialektisch Betrachtungsweise in der DBT: Die Synthese von Akzeptanz und gleichzeitiger Veränderung

Literatur:

Dulz, Birger; Schneider, Angela; Borderline-Störungen, 2004, Nachdruck der 2. Auflage, Schattauer
Linehan, Marsha; Dialektisch Behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, 1996a, CIP-Medien



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Monika Kreusel

Zuletzt aktualisiert am 01.112.2019

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